Zu Besuch im Kamera-Museum Heuchelheim

Die Älteren können sich noch an die Zeit erinnern, als in Heuchelheim die Minox-Kameras hergestellt wurden. Minox produzierte dort seit 1948. Die MINOX Kleinstbildkamera erlebt eine stetige Aufwärtsentwicklung. 1951 beschäftigte MINOX bereits 180 Mitarbeiter. Hunderte von Fotohändlern ließen ihre Mitarbeiter bei Werkslehrgängen im MINOX System ausbilden. Die MINOX hielt im In- und Ausland Einzug in die führenden Fachgeschäfte. MINOX war einer der wenigen Kamerahersteller, der alle Teile, vom Verschluss bis zur Optik, selbst produzierte. Weit über 1.000 Arbeitsgänge waren erforderlich, um die vielen Einzelteile herzustellen. 1955 war die Zahl der Beschäftigten auf 560 Feinmechaniker, Optiker, Ingenieure und Kaufleute angewachsen. Interessenten mussten oft Wochen oder Monate auf ihre MINOX warten. Der große Wurf gelang MINOX mit der MINOX B, dem verbesserten Nachfolgemodell der MINOX A. Die MINOX B avancierte in ihrer 14-jährigen Produktionszeit zum Bestseller.

2013 schließen sich MINOX und der Biebertaler Zielfernrohrspezialist Optronika zu einer Allianz unter Beteiligung der L&O Group (später Blaser Group) zusammen. Die im Zuge der Allianz neugegründete Gesellschaft German Sports Optics GSO ist unter anderem für die Entwicklung, Konstruktion und Herstellung von MINOX Fernoptik Produkten verantwortlich. Die MINOX GmbH wird innerhalb der GSO weiterhin als eigenständiges und unabhängiges Unternehmen mit den Produktbereichen Foto, Naturbeobachtung, Jagd und Nautik weitergeführt. *1)

Am 11. Mai haben wir es endlich geschafft, das Museum zu besuchen. Es ist an jedem zweiten Sonntag im Monat von 10.00 – 12.00 Uhr geöffnet. Man kann aber auch außerhalb dieser Zeit einen Besichtigungstermin vereinbaren.

Die Schallplatte von Heidi Brühl passt zum selbstgebauten Mischpult der RIVORESCH, der Fotofreunde Heuchelheim. RIVORESCH steht für Rinn, Volkmann, Rzeznik und Schwab. Im mittleren Bild stehen Herr Jädicke und Winfried vor alten 16mm Vorführgeräten. Und rechts sind die ersten VHS Video-Kameras zu sehen.

Siegfried Jädicke lernte in den 1950er Jahren Fotograf in der DDR. Später floh er in die Bundesrepublik und arbeitete anfangs bei Leitz, später bis zur Rente bei Minox. Die Kameras waren sein Leben. Sie bildeten mit all ihrem Zubehör die Grundlage des kleinen, übervollen Museums, das im alten Backhaus in der Wilhelmsstraße 36 logiert. Immer mehr kam als Spende von Besuchern dazu. Sabine Reddemann, die 2007 eine Führung erlebte, war so angetan, dass sie seitdem als zweite wichtige Ehrenamtliche im Museum tätig ist. Sie ist fasziniert von den Geschichten hinter den Spenden. Optische Geräte wirft offenbar selten jemand einfach in den Müll. Mit der Übergabe ans Museum kommen Erzählungen vom Vater, Großvater, Onkel und deren fotografischer Leidenschaft.

Dieses Museum ist nichts für eine Stippvisite sondern für häufige Besuche, bei denen man sich vielleicht immer mit einer anderen Objekktgruppe intensiver beschäftigt. Wir werden den Besuch wiederholen und beim nächsten Mal selbst etwas Optisches mitbringen.

Fotos Eveline Renell

*1) Über-MINOX/Meilensteine/

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert